56.000 neue Kleidungsstücke wirft der chinesische Onlinehändler Shein auf den Markt.
Pro Woche.
Realtime-Fashion. Den Begriff kannte ich noch nicht. Kathleen Hintz hat in zwei Beiträgen eindrucksvoll die Konzepte, oder eher die Steigerungsformen, von Fast Fashion dargestellt.
Kurz zusammengefasst: Fast Fashion (z.B. Zara): 200 neue Kleidungsstücke pro Woche Ultra Fast Fashion (z.B. Asos): 4.500 neue Stücke pro Woche Realtime Fashion (Shein): 49.000 bis 56.000 neue Stücke pro Woche
Mich schockt diese extrem hohe Zahl.
In grauer Vorzeit waren zwei Kollektionen pro Jahr normal. Dann kamen irgendwann die Cruise-Collections, die Zwischenkollektionen, dazu. So waren es dann 4 pro Jahr.
Aber die Fast Fashion-Händler ballern einfach immer weiter neue Modell auf den Markt. Ohne Pause. Ohne Luftholen.
Jedes einzelne Stück durchläuft die gleichen Produktionsschritte: Design, Materialproduktion, Schnitterstellung, Zuschnitt, Fertigung, Bügeln, Verpacken, Verschiffen, Auspacken, je nach Händler: im Laden präsentieren, usw.
Da das nur eine grobe Aufzählung ist, könnt ihr euch in etwa vorstellen, wie viele Menschen an einem 5-Euro-Tshirt verdienen wollen. Nein. Müssen.
Und wieviel bei den letzten der Kette übrig bleibt.
Das allein ist ja schon ein riesiges Problem.
Aber alle Fast Fashion / Realtime Fashion-Konzepte zielen mit der schieren Flut an neuen Stücken darauf ab, dass die Kunden alle paar Tage neue Stücke kaufen.
Und die „alten“ einfach wegschmeißen. Oft, ohne sie auch nur einmal getragen zu haben. Oder weil sie nach 2 Mal Tragen kaputt gegangen sind aufgrund der unterirdischen Qualität.
So entstehen riesige Müllberge. Sondermüll, weil zumeist synthetische Materialien verwendet werden, die nicht verrotten.
Wie kann man diese Probleme lösen?
In erster Linie sollten wir alle einfach umdenken.
Wir müssen nicht jeden (Mode-) Trend mitmachen.
Wir sollten qualitativ hochwertige Mode kaufen, so dass wir die Stücke lange tragen können und mögen.
Qualitativ gute Kleidungsstücke können wunderbar in Kleiderkammern, Sozialkaufhäusern oder in den Second Hand Handel gegeben werden.
Und wir können uns schon beim Kauf mit dem Hersteller beschäftigen. Wo wird hergestellt? Unter welchen Bedingungen? Gibt es Nachhaltigkeitszertifikate o.ä.?
Zugegeben, der letzte Punkt ist nicht einfach, da viele Modeunternehmen nach wie vor nicht wirklich transparent arbeiten.
Und der Preis leider auch nicht immer ein Indikator für gute Bedingungen ist.
Aber eine Jeans für 6,99 €? Das kann einfach nicht richtig sein.
Wenn wir im Kopf umschwenken von „Och, das war so billig, das habe ich einfach mal mitgenommen. Ob ich es brauche? Keine Ahnung.“ zu „Was fehlt mir denn wirklich noch im Schrank? Was passt zu mir und gefällt mir auch in ein paar Jahren noch?“ – und dies auch unseren Kindern vermitteln- dann ist schon ein großer Schritt gemacht 🙏🏻
#slowfashion