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„Der sieht man aber nicht an, dass sie Designerin ist!“

01. Mai 2022 | aus dem Nähkästchen

„Der sieht man aber nicht an, dass sie Designerin ist!“

Keine Angst, das ist kein privater Post 😉

Das war eine Reaktion auf mein Brautkleid damals. Kein Feedback an mich direkt, sondern eher hinten herum, aber das ist ein anderes Thema.

Mich hat diese Reaktion nicht sonderlich getroffen, da Geschmäcker so unterschiedlich wie die Menschen sind. Und es wäre ja verdammt langweilig, wenn wir alle das Gleiche schön finden würden, oder?

Aber es kommen (besonders im privaten Umfeld) auch immer wieder Kommentare wie „du siehst aber nicht wie eine Designerin aus“.

Ja, ich laufe nicht immer top gestylt durch die Gegend 😉

Aber da frage ich mich: Muss man einem den Beruf immer und überall ansehen?

Geht ein Arzt auch zum Einkaufen im weißen Kittel? Geht eine Dachdeckerin in der schwarzen Cordhose ins Restaurant? Geht ein Banker im Anzug joggen? Nicht wirklich.

Warum also muss eine Designerin IMMER wie eine Designerin aussehen? Und wie bitte sieht denn eine Designerin aus? Komplett in schwarz oder kreischend bunt?

Geht es bei der Wahl der eigenen Kleidung nicht viel mehr darum, worin ich mich in diesem Moment für eben diese Situation am wohlsten fühle?

Sicher macht „richtige“ Berufskleidung Sinn. Wenn es um Schutzfunktionen oder auch die CI des Unternehmens geht.

Aber muss ein Kreativer immer „kreativ“ gekleidet sein? Ein Buchhalter immer in Hemd und Cordhose? Eine Bankerin immer in Kostüm oder Hosenanzug?

Ich finde, es gibt nur zwei grundlegend wichtige Fragen bei der Wahl der Kleidung. Und hier ist es für mich auch unerheblich, ob ich mit im beruflichen oder im privaten Umfeld bewege.

1. Fühle ich mich wohl?

2. Sind die Sachen gepflegt und sauber und vermitteln so auch Respekt den anderen gegenüber?

Was meine ich mit dem zweiten Punkt?

Wenn ich ungeduscht in völlig verdreckten, kaputten Sachen herumlaufe, zeugt das von wenig Respekt mir selbst gegenüber. Und wie kann ich anderen Respekt zollen, wenn ich das bei mir selbst nicht tue?

Wenn ich direkt von der Baustelle komme, ist das was anderes. Ich gehe auch mit den Arbeitssachen gerade Brötchen holen, ohne mich vorher umzuziehen.

Es geht mir um Situationen, in denen ich bewusst mit anderen Menschen zusammentreffe. Im Business und privat.

Also bitte:

Haltet euch nicht stumpf an bestehende Kleiderkonventionen.

Hinterfragt sie, ob sie für euch Sinn machen.

Wenn ja, prima.

Wenn nein, findet euren eigenen Weg.